4. Warum wir einen Schnellkochtopf benötigten...

Iwata:

Ich habe aber das Gefühl, dass es noch mehr Schwierigkeiten zu überwinden galt, habe ich Recht?

Wakitani:

(sieht sich seine Unterlagen vor ihm an) Soll ich beginnen?

Ito:

Oder vielleicht ich?

Alle:

(lachen)

Iwata:

Ich könnte schwören, Sie wollen mir deutlich machen, dass es für Sie beide noch so manches Hindernis zu überwinden gab. (lacht) Also gut, beginnen wir mit Ito-san. Erzählen Sie uns von den Problemen, auf die Sie bei der Arbeit an den elektrischen Schaltkreisen gestoßen sind.

Iwata Asks
Ito:

Okay. Also, es gab da einige Dinge, die wir klären mussten. Wenn das Gehäuse des Gyrosensors beispielsweise Feuchtigkeit aus der Luft aufnahm, beeinträchtigte das dessen Empfindlichkeit.

Iwata:

Können Sie uns vielleicht ein wenig mehr über das Gehäuse des Gyrosensors erzählen?

Ito:

Ich meine das Material, in dem sich der Gyrosensor befindet. Obwohl es aus Epoxid-Harz gemacht ist, kann es, wenn es eine winzige Menge an Wasser absorbiert, aufschwellen und Druck auf den Sensor ausüben. Das beeinträchtigt natürlich seine Funktion.

Iwata:

Kunststoffprodukten sollte Feuchtigkeit doch nichts anhaben, oder?

Ito:

Das stimmt. Im Prinzip zumindest. Doch es ist so, als ob Sie Nahrung mit hohem Wassergehalt frittieren würden und diese aufplatzt. Auch nur die geringste Menge Wasser im Gehäuse kann den Sensor zum Platzen bringen, wenn es verlötet ist. Um dies zu verhindern, mussten wir sicherstellen, dass bei seiner Produktion eine absolut trockene Umgebung herrscht. Doch selbst dann können wir nicht vermeiden, dass das Gehäuse Feuchtigkeit aufnimmt, wenn der Spieler das Gerät verwendet. Sogar das Epoxid-Harz dehnt sich aus, wenn es Feuchtigkeit absorbiert.

Takamoto:

Anfangs versuchten wir alles Mögliche, damit die Feuchtigkeit nicht hineingelangt, Schutzummantellungen zum Beispiel.

Iwata:

Und selbst dann drang Feuchtigkeit hinein.

Takamoto:

Egal, was wir versuchten, die Feuchtigkeit drang immer hinein.

Iwata:

Wie haben Sie dieses knifflige Problem gelöst?

Iwata Asks
Ito:

Wir haben dafür gesorgt, dass das Gehäuse von Anfang an Feuchtigkeit absorbiert, nur eben auf kontrollierte und effiziente Weise.

Iwata:

Wenn es sowieso feucht wird, warum nicht gleich ins kalte Wasser werfen! (lacht)

Ito:

Nicht ganz. Wir haben die ganze Platine zum Kochen gebracht.

Iwata:

Bitte wie? Sie haben sie gekocht? Sie wollen mich wohl verschaukeln?

Alle:

(lachen)

Iwata:

Platinen sind nicht gerade Dinge, die man kochendem Wasser aussetzt, oder habe ich da eine neue Entwicklung verpasst? (lacht)

Takamoto:

Es gibt da Tricks, damit Kunststoff Feuchtigkeit aufnimmt und stabil wird. Einer davon ist, ihn zum Kochen zu bringen.

Iwata:

Da brat mir doch einer...!

Ito:

Also sind wir in ein Geschäft und haben einen Schnellkochtopf gekauft...

Iwata:

Einen... Schnellkochtopf?!?

Ito:

Ähm... Wir haben ihn auf die Spesen gesetzt. Sorry, das musste sein!

Alle:

(lachen)

Iwata Asks
Takamoto:

Tatsächlich dauert es extrem lange, bist der Kunststoff die erforderliche Menge an Feuchtigkeit aufnimmt.

Iwata:

Das macht dann aber eine Massenproduktion unmöglich, nicht wahr?

Takamoto:

Deshalb mussten wir dafür sorgen, dass die Feuchtigkeit vom Material möglichst schnell aufgenommen wird.

Iwata:

Und da kam der Schnellkochtopf ins Spiel, jetzt verstehe ich! (lacht)

Takamoto:

Im Endeffekt haben wir ihn gar nicht gebraucht.

Iwata:

Es wäre wohl ein wenig zu merkwürdig, entlang vom Montageband eine Reihe von Schnellkochtöpfen auszustellen.

Alle:

(lachen)

Takamoto:

Wir haben auch andere Dinge gekauft, wie etwa eine Ultraschall-Reinigungsmaschine, die normalerweise für Gläser verwendet wird...

Ito:

Wir haben auch Dämpfer untersucht, mit denen Klöße und Teigtaschen gedünstet werden...

Takamoto:

Wir haben uns Verschiedenes angeschaut und dachten: "Hey, vielleicht können wir das hier gebrauchen?"

Ito:

Wir haben wirklich viel Zeit damit verbracht, die richtige Vorrichtung ausfindig zu machen, oder?

Takamoto:

Das kann man wohl sagen!

Iwata:

Und? Welche Methode haben Sie schließlich für die Aufnahme von Flüssigkeit verwendet?

Ito:

Wir haben einen normalen Befeuchter in einen Raum gestellt und dann einen Heizstrahler verwendet, um die Temperatur zu regeln.

Iwata:

Wenn das alles war, hätten Sie ja gar nichts im Schnellkochtopf schmoren lassen müssen! (lacht)

Takamoto:

Nun, ja. Jetzt, da Sie's sagen... (lacht) Wir wollten einfach nur den schnellsten Weg finden, wie das Material die Feuchtigkeit aufnehmen kann.

Ito:

Selbst mit einem Luftbefeuchter hat es über 48 Stunden gedauert.

Takamoto:

Man köchelt es zwei Tage lange... Wie bei einem guten Curry!

Alle:

(lachen)

Iwata:

Wenn man sich Wii MotionPlus betrachtet, könnte es Personen geben, die da denken, wir hätten nur einen Gyrosensor drankgeklemmt und das war's. Doch in Wirklichkeit waren viele Testverfahren erforderlich, denken Sie nur an die Suche nach Pokémotion-Modellen, die Herstellung von Stahlstiften und die Härtetests an der Wii-Fernbedienung oder das Erhitzen von elektrischen Komponenten im Schnellkochtopf. Sie haben sich bei diesem Projekt sichtlich abgemüht! Zum Abschluss möchte ich Sie noch um Ihre abschließende Botschaft im Bezug auf das Projekt bitten.

Takamoto:

Bislang konnte die Wii-Fernbedienung nur Bewegungen entlang von geraden Linien erfassen, was bei manchen Spielentwicklern möglicherweise für Enttäuschung sorgte. Mit Wii MotionPlus und der dazu gekommenen Fähigkeit Drehbewegungen zu erkennen, bitte ich alle Entwickler, viele tolle Spiele zu entwerfen, die diesen Vorteil nutzen, um unsere Kunden erfreuen. Ach, eines wollte ich noch erwähnen: Es gibt da einen Trick, wie man das Wii MotionPlus-Zubehör an die Wii-Fernbedienung anschließt.

Iwata Asks
Iwata:

Als ich es das erste Mal versucht habe, war ich auch etwas verwirrt. Ich kam mir vor, als ob ich einen Puzzlering entwirren sollte. (lacht)

Alle:

(lachen)

Takamoto:

Deshalb wollten wir das genauestens in der Bedienungsanleitung erklären. Aber da hatte Iwata-san etwas dagegen.

Iwata:

Nun ja, es ist ja nicht gerade so, als ob viele Leute die Anleitung lesen würden. Außerdem ist es nicht einfach dahinterzusteigen, indem man sich ein paar Bilder ansieht.

Takamoto:

Deshalb haben wir uns entschieden, die Anleitung in ein Video zu packen, das abgespielt wird, wenn man "Wii Sports Resort" startet. Sie müssen es sich nur ansehen und schon verstehen Sie, wie Sie Wii MotionPlus anschließen müssen.

Iwata:

Hat man es erst einmal begriffen, ist es wirklich kinderleicht. Also gut, nun zu Ihnen, Wakitani-san.

Wakitani:

Eine persönliche Botschaft: Ich bin ein riesiger Tennisfan. Also freue ich mich schon unheimlich auf die bald erscheinenden Spiele, die den Realismus beim Schwingen des Schlägers auf ein ganz neues Niveau bringen. Auch ich bitte alle Spielentwickler, viele großartige Spiele zu entwerfen, die unsere Spieler so noch nie erfahren haben.

Iwata Asks
Ito:

Ich möchte allen unseren Kunden nur eine Botschaft mitteilen: Dank Wii MotionPlus bekommen Sie das Gefühl, ganz nah am Spielgeschehen zu sein. Kein Wunder, Sie können sich nun so bewegen, wie Sie es auch in Wirklichkeit machen würden. Damit ist das Konzept sehr einfach zu begreifen. Also möchte ich Sie bitten, all das im Kopf zu behalten, was wir uns bei der Arbeit an Wii MotionPlus vorgenommen haben.

Iwata Asks
Ota:

Ich möchte ebenfalls etwas Persönliches loswerden. Wenn ich meine Tochter beim Spielen von "New Super Mario Bros." sehe, springt sie und streckt sich mit ganzem Körpereinsatz, obwohl das keinen Einfluss auf die Bewegung ihrer Figur hat.

Iwata:

Ich glaube, das tun wir alle! (lacht)

Ota:

Diese Art von Bewegungen, die Spieler ganz natürlich vollführen, konnten von Steuerungssystemen bislang nicht erkannt werden. Mit Wii MotionPlus wartet ein Steuerungssystem auf Sie, das in der Lage ist zu erfassen, was ein Spieler physisch machen möchte, und dies auf dem Bildschirm umzusetzen. Deshalb freue ich mich schon auf all die Spiele, die den Unterhaltungsfaktor in ungeahnte Höhen schießen lassen werden, und damit meine ich nicht nur die größere Wii-Fernbedienung. Zum Schluss noch ein Wort an die Spielentwickler: Wenn Sie irgendwelche Probleme haben, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren!

Iwata Asks
Iwata:

Ich bin mir sicher, dass sie erleichtert sind das zu hören! (lacht) Abschließend möchte ich noch einige wenige Kommentare von meiner Seite abgeben. Seit der Entscheidung, Wii MotionPlus herauszubringen, gibt es eine Sache, auf die ich mich unheimlich freue. Wir haben viel positives Feedback von zahlreichen Personen bekommen, was unser brandneues Eingabegerät, die Wii-Fernbedienung, betrifft. Ich kann mich sogar noch ganz genau erinnern, wie ich die Prototyp-Software gespielt habe, die die Basis für das Tennisspiel bilden sollte, das Ota-san für "Wii Sports" entworfen hat. Deshalb haben wir uns bei der Enthüllung der Wii-Konsole auf der E3-Messe 2006 entschieden, dass Miyamoto-san, Reggie5 und ich im Mittelpunkt unserer Präsentation Tennis spielen.



Die Wii-Fernbedienung hat zwar Dinge so unglaublich zugänglich gemacht, so dass jeder in den Genuss der Spiele kommen kann. In puncto Tiefe gab es jedoch Einschränkungen. Da die Wii-Fernbedienung die Bewegung, vor allem Drehung, des Spielers nicht vollständig erfassen konnte, konzipierten Entwickler Spiele, bei denen sie sich verschiedene Ideen ausdenken mussten, wie sie die Bewegungen des Spielers interpretieren sollen. Sie verließen sich auf Situationen wie beispielsweise: "Zu diesem Zeitpunkt wird der Spieler sicherlich das machen wollen." Dank ihren ausgefeilten Ideen waren Spielentwickler in der Lage, Spiele zu entwerfen, die selbst Neulinge genießen konnten. Es ist gleichzeitig aber auch wahr, dass aus Sicht von versierten Spielern das Feedback auch anders aussah. Also in etwa wie: "Ja, die Spiele sind sehr zugänglich und bieten eine frische Unterhaltung, aber sie kommen gleichzeitig etwas oberflächlich rüber."



Doch nun kann Wii MotionPlus eine breite Palette an Bewegungen perfekt erfassen und ich frage mich, wie sich das auf die Spiele auswirken wird, die bald auf den Markt kommen werden. Sie bleiben zugänglich wie eh und je, und das einzigartige Argument, dass sich wirklich jeder eine Wii-Fernbedienung schnappen und spielen kann, gilt nach wie vor. Ich habe jedoch das Gefühl, dass es von nun an einige Änderungen bei den Spielen geben wird, und zwar in puncto Spieltiefe. Worauf ich mich also ganz besonders freue, ist zu sehen, wie Wii MotionPlus die Spielunterhaltung auf's Neue revolutioniert - für erfahrene Spieler und Neulinge zugleich.

Iwata Asks
Iwata:

Im nächsten Interview spreche ich mit dem Team von "Wii Sports Resort", um herauszufinden, welche Spiele sie ganz besonders gerne mit Wii MotionPlus gespielt haben.

5 Reggie Fils-Aime, Präsident von NoA (Nintendo of America).