5. Wunder und Zufälle

Iwata:

Zum Abschluss habe ich noch drei Fragen an Sie. Würden Sie wohl einige Worte an die Spieler des Originalspiels „Tales of the Abyss“ richten, die das Spiel erneut auf dem Nintendo 3DS-System spielen werden, und auch an diejenigen, die die „Tales“-Serie zwar kennen, „Tales of the Abyss“ aber nie gespielt haben? Und schließlich natürlich auch an Leute, die noch nie ein Spiel der Serie gespielt haben.

Yoshizumi:

Natürlich, gerne. Gut, zuerst diejenigen, die „Tales of the Abyss“ bereits zuvor gespielt haben und es jetzt erneut auf dem Nintendo 3DS-System spielen werden. Ich glaube, da Handheld-Konsolen es ermöglichen, immer und überall zu spielen, sind sie ideal für Rollenspiele geeignet.

Iwata:

Man nutzt Pausen und kurze verfügbare Zeitabschnitte zum Spielen, daher eignen sie sich gut für lange Spiele.

Yoshizumi:

Ich glaube, besonders dieses Mal, beim Spiel auf einem neuen Gerät, werden Spieler neue Dinge entdecken, die ihnen auf einer Heimkonsole nie aufgefallen sind. Ich glaube, sie werden eine ganz neue Atmosphäre erleben, wenn die bekannten Charaktere und die Handlung auf dem Nintendo 3DS-System ganz neue Emotionen hervorrufen. Selbst wenn sie die Geschichte kennen, hoffe ich, dass es ihnen gefallen wird, wie wir das Erscheinungsbild von „Tales of the Abyss“ auf Nintendo 3DS geändert haben. Was diejenigen angeht, die Spiele der „Tales“-Serie, nicht aber „Tales of the Abyss“ gespielt haben – es ist dasjenige Spiel, in das wir die meiste Arbeit gesteckt haben, also hoffe ich sehr, dass sie es ausprobieren werden. Das Spiel entstand aus einem Zusammentreffen von Wundern und Zufällen.

Iwata:

Wie meinen Sie das?

Yoshizumi:

Es wurden mehrere Dinge wahr, die wir uns nie hätten träumen lassen. Das Spiel erschien zum 10. Jahrestag der Serie, also haben sich alle reingekniet und an einem Strang gezogen. Aber normalerweise wäre es gar nicht möglich gewesen, unser Vorhaben innerhalb des Zeitrahmens und des Budgets zu verwirklichen.

Iwata:

In einem Wust von Aktivität ist Ihnen etwas gelungen, was normalerweise nicht mal so eben möglich wäre. Es wäre schade, wenn jemand, der die „Tales“-Serie liebt, das nicht erleben könnte.

Yoshizumi:

Ja. Und „Tales of the Abyss“ ist dasjenige Spiel der Serie, das die meisten unverwechselbaren Elemente aufweist; vielleicht entdeckt der Spieler also eine neue Seite der Serie. Ich glaube, die Spieler werden bemerken, wie viel sie in dem Spiel wirklich tun können.

Iwata Asks
Iwata:

Sie möchten, dass sie den größten in der Serie je dagewesenen Freiraum erleben.

Yoshizumi:

Und schließlich diejenigen, die kein Spiel der Serie kennen – ich würde gerne einen Grund für das Spielen von „Tales of the Abyss“ auf Nintendo 3DS anführen: Seit seinem Erscheinen ist dieses Spiel nie für eine andere Plattform erschienen. Es wurde in der Vergangenheit immer mal wieder erwogen, es zu portieren, aber wir haben alle derartigen Vorschläge abgelehnt.

Iwata:

Es sollte nicht einfach eine weitere direkte Portierung werden.

Yoshizumi:

Genau. Wir wollten das Spiel nicht auf irgendeiner Plattform herausbringen, die nicht auch eine andere Spielweise oder eine neue Rolle bieten könnte. Dieses Mal bot sich uns endlich die richtige Umgebung. „Tales of the Abyss“ ist nicht gerade das, was man ein klassisches „Tales“-Spiel nennen würde, aber es ist das puristischste Spiel der Serie. Daher hoffe ich, dass die Spieler es als ganz neues Spiel ansehen werden.

Iwata:

Wenn Sie sagen, es ist das puristischste Spiel, meinen Sie damit, dass es trotz seiner selbst für ein „Tales“-Spiel ungewöhnlichen Breite sehr repräsentativ für die „Tales“-Serie ist und etwas erreicht, das andere Spiele gar nicht erst versucht haben?

Yoshizumi:

Ja. Das herausstechendste Ereignis unter den Wundern und Zufällen, die ich zuvor erwähnt habe, war, dass „Bump of Chicken“10 den Titelsong gemacht hat. Als wir das Thema des Spiels festlegten, wollte ich unbedingt, dass diese Band die Titelmelodie übernimmt. Und ich bin dann einfach ungefragt zu ihrer Plattenfirma gegangen. 10Bump of Chicken: Eine japanische Rockband.

Iwata:

Aber Sie haben sicher erwartet, dass sie das Angebot ablehnen.

Yoshizumi:

Allerdings. Ich war mir zu 80% sicher, dass ich mir eine Abfuhr einholen würde. Aber ich habe ungefähr eine Stunde lang nur darüber geredet, wie perfekt sie für diese Sache wären, und schließlich sagte ihr Manager: „Na gut, vielleicht könnten Sie das Ganze ja jetzt mal den vier Mitgliedern der Band erklären?“ Normalerweise trifft man die Künstler selbst erst, wenn alles unter Dach und Fach ist.

Iwata:

Aber in diesem Fall war es ihnen wichtig vom üblichen Weg abzuweichen.

Yoshizumi:

Ja. Da es ja externe Künstler sind, konnte der Manager uns kein Okay geben, bevor die Bandmitglieder selbst ihre Zustimmung gegeben hatten. Also habe ich das Ganze nochmal für die Band selbst erklärt. Ich hatte den Eindruck, dass sie wirklich verstanden, worum es mir ging. Am Ende meinten sie: „Okay, das machen wir.“ Ich glaube „Bump of Chicken“ gilt in der aktuellen japanischen Musikszene nicht als klassische Rockband, sondern eher als eine Gruppe, die in ihrer Musik sehr puristisch ist. Ich fand, dass das gut zu dem Spiel passte.

Iwata:

Ah, verstehe.

Yoshizumi:

Die Musik, die Charaktere und die Geschichte von „Tales of the Abyss“ sind alle extrem puristisch. Beim Spielen werden alle möglichen Emotionen freigesetzt – unschöne Gefühle in einem Augenblick, Rührung im nächsten. Und das haben wir endlich auf ein Handheld-System übertragen.

Iwata:

Vielleicht hat das Nintendo 3DS-System es Ihnen ermöglicht, die Qualität der „Tales“-Serie auszudrücken und ihre Einmaligkeit auf eine Weise zu betonen, die Sie sich immer gewünscht haben.

Yoshizumi:

Ich bin gespannt darauf zu sehen, wie die Leute beim Spielen auf dem Nintendo 3DS-System auf die Charaktere reagieren und wie viel intensiver das Spiel auf dem Nintendo 3DS wirkt.

Iwata:

Unsere Aufgabe ist es, den Nintendo 3DS zu verbreiten, damit genau dies geschehen kann – und daran arbeiten wir mit aller Kraft. Ich freue mich, dass Sie mir heute einige Dinge erklärt haben, die mir so nicht klar waren. Vielen Dank dafür.

Iwata Asks
Yoshizumi:

Ich danke Ihnen.