4. Dr. Kawashimas Ehrgeiz

Iwata:

Nun, Dr. Kawashima… Das Training ist bei diesem neuen Titel wirklich eine Herausforderung! (lacht)

Kawashima:

Das stimmt! (lacht) Darum heißt es ja auch Diabolisches Gehirn-Jogging. Ehrlich gesagt habe ich bei der Erstellung des Spiels ein bisschen an mich selbst gedacht…

Iwata:

Dann haben Sie es also für sich selbst gemacht?! (lacht)

Kawashima:

Nun, Sie wissen doch, ich bin jetzt schon über 50 – genau wie Sie – und wenn ich dann mit Hochschulabsolventen in den Zwanzigern konfrontiert werde, funktioniert mein Kopf einfach nicht mehr so, wie ich es mir wünsche…

Iwata:

Und sicher vergessen Sie auch Dinge.

Kawashima:

Das stimmt! (lacht) Manchmal stellen mich die Studenten dann bloß – das gefällt mir überhaupt nicht. Als Doktor, möchte ich doch gern die Oberhand und Kontrolle behalten!

Iwata:

Sie möchten ihnen zeigen, wo der Hammer hängt – und getrost jeden Zweikampf bestehen!

Kawashima:

Genau. Wenn ich ganz ehrlich darüber nachdenke, wo meine Studenten einen Vorsprung haben, dann ist es das Kurzzeitgedächtnis. Ich weiß, dass sich das Kurzzeitgedächtnis mit zunehmendem Alter drastisch verschlechtert. Daher suche ich nach einer Möglichkeit, um dieses klammheimlich zu verbessern…

Iwata:

Aber Sie wissen doch, dass wir dieses als Spiel herausbringen....! (lacht)

Kawashima:

Schon. Trotzdem möchte ich den Leuten um mich herum nicht sagen, was ich vorhabe!Ich möchte mein Kurzzeitgedächtnis wieder so trainieren, dass es so wie damals funktioniert, als ich jung war. Heute verfüge ich über viel mehr Wissen als damals und kann dieses Wissen besser verarbeiten. Das macht mich für eine Weile unverwundbar. Auf jeden Fall habe ich diesen Ehrgeiz! (lacht)

Iwata Asks
Iwata:

(lacht) Während Sie also mit Diabolisches Gehirn-Jogging einen Beitrag zur Gesellschaft leisten wollen, verfolgen Sie dabei doch auch Ihre eigenen Ziele!

Kawashima:

Wo Sie gerade darüber sprechen, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, möchte ich Diabolisches Gehirn-Jogging insbesondere jungen Menschen ans Herz legen, die noch im Studium sind.

Iwata:

Nun, bei dem Vorgang des „Einprägens“ geht es doch in erster Linie darum, zum richtigen Zeitpunkt Informationen abzurufen, die Sie in Ihrem Kurzzeitgedächtnis gespeichert haben. Also bestimmt die Kapazität und Funktionsweise Ihres Kurzzeitgedächtnisses, ob Sie sich Dinge gut oder schlecht merken können.

Kawashima:

Genau. Daher könnte man darüber nachdenken, ob Diabolisches Gehirn-Jogging während des Studiums zu besseren Lernergebnissen beitragen kann. Umso mehr Kapazität Ihr Kurzzeitgedächtnis hat, desto mehr Informationen haben Sie sozusagen „online“ verfügbar und desto genauere und präzisere Entscheidungen können Sie treffen. Daher empfehle ich das Spiel auch Berufstätigen, weil auch Sie innerhalb von Bruchteilen von Sekunden Entscheidungen treffen müssen.

Iwata:

Es war sehr erfrischend zu hören, dass Sie den Leuten raten, das Spiel jeden Tag nur fünf Minuten lang zu spielen und es nicht zu übertreiben. Sie haben nämlich herausgefunden, dass man durch häufiges Trainieren nicht unbedingt besser wird.

Kawashima:

Das stimmt. Ich habe das Training bei einigen meiner Studenten ausprobiert, unter denen es einen gab, der die Hirnfunktionen der Studenten durch intensives Training über einen kurzen Zeitraum erheblich steigern wollte. Und so trainierten die Studenten vier bis sechs Stunden täglich.

Iwata:

Ein so anstrengendes Training jeden Tag über sechs Stunden?!

Kawashima:

Ja. Ich selbst könnte das keinesfalls. Aber die Studenten von The Kawashima Laboratory sind hart im Nehmen. Sie erhielten auch ein Teilzeit-Honorar, was wahrscheinlich zu ihrer Motivation beigetragen hat! (lacht)

Iwata:

(lacht)

Kawashima:

Nach ungefähr fünf Tagen maßen wir die Hirntätigkeit der Studenten. Wir waren äußerst verblüfft, dass sich die Kapazität der Großhirnrinde nicht erhöht, sondern verringert hatte. Die Daten zeigten, dass die Größe des Gehirns tatsächlich abgenommen hatte.

Iwata:

Was meinen Sie damit, die „Größe hätte abgenommen“?

Kawashima:

Nun, dies ist nur eine mögliche Erklärung: Ich erwähnte ja bereits, dass die Großhirnrinde im Alter vom 8 bis 10 Jahren am dicksten ist, bevor sie dann mit zunehmender Entwicklung dünner wird. Vielleicht hat sich genau dies hier ereignet. Vielleicht hat sich die Funktionsweise des Gehirns gerade verbessert und sein Netzwerk hat an Effektivität gewonnen, obwohl sich seine Kapazität abgenoommen hat

Iwata:

Ich verstehe.

Kawashima:

Ich empfinde das jedoch auch als Widerspruch… Ich forsche derzeit daran, warum kurze Spielzeiträume von etwa einem Monat die Kapazität steigern und längere Spielzeiten über einen konzentrierten Zeitraum hinweg die Kapazität verringern. Ich versuche auch die Ursache für diesen Schalter zwischen Erhöhung und Verringerung zu finden. Was den Studenten anbelangt, so war der präfrontale Teil, also der Bereich, der die interpersonelle Kommunikation steuert, am meisten für die Kapazitätsabnahme verantwortlich. Ich denke, die Forschungsergebnisse kamen zu dem Schluss, dass mehr Training nicht unbedingt besser ist.

Iwata:

Dann hatten Sie das Gefühl, dass die dadurch angestoßenen Veränderungen nicht unbedingt positiv waren?

Kawashima:

Ja. Wenn man jeden Tag 6 Stunden lang trainiert, wirkt sich das auch auf die übrigen 18 Stunden aus. Man opfert in gewisser Weise den restlichen Tag. Ich habe die Forschungsergebnisse dahingehend interpretiert, als dass das Hirnvolumen unter Umständen abgenommen hat, weil das Areal des Gehirns, das für die interpersonelle Kommunikation zuständig ist, nicht verwendet wurde.

Iwata:

Ich verstehe.

Kawashima:

Doch solange wir noch nicht den wahren Grund kennen, halte ich es für das Beste, nicht für zu lange zu spielen.77 Diabolisches Gehirn-Jogging trainiert Ihr Kurzzeitgedächtnis mithilfe von acht Aufgabentypen. Die Software gewährt den Spielern nur ungefähr fünf Minuten pro Aufgabe am Tag. (Daraus ergibt sich eine Höchstzeit von 40 Minuten pro Tag (5 Minuten × 8 Aufgabentypen)).

Iwata:

Zu welchen Erkenntnissen sind Sie gekommen, seit Sie sich auf das Kurzzeitgedächtnis konzentrierten?

Iwata Asks
Kawashima:

Nun, am Anfang wussten wir nur, was „Eingang“ und „Ausgang“ des Kurzzeitgedächtnisses bedeuten. Darunter versteht man den Input und den Output. Übt man die Grundfertigkeiten, wie lesen, schreiben und rechnen (den Input) aus, dann verbessert man damit verschiedene Fähigkeiten (den Output) Damit haben wir bewiesen, dass das Üben der drei Grundfertigkeiten den präfrontalen Teil stark arbeiten lässt. Mit anderen Worten haben wir so eine der Funktionen auf „der Eingangsseite“ des Gehirns entdeckt. Später, als wir nach den Gründen dafür forschten, fanden wir heraus, dass eine verbesserte Verarbeitungsgeschwindigkeit des Gehirns weitere Dominoeffekte anstößt. Deshalb war der vorhergehende Gehirn-Jogging-Titel auf eine Erhöhung dieser Verarbeitungsgeschwindigkeit ausgelegt.

Iwata:

Ist das der Grund, warum

Video: Rechnen 20

Nun, Dr. Kawashima… Das Training ist bei diesem neuen Titel wirklich eine Herausforderung!
Rechnen 20 8zeitlich begrenzt ist?8 Rechnen 20 ist eine der Trainingsaufgaben von Gehirn-Jogging: Wie fit ist Ihr Gehirn? Hier müssen die Spieler nacheinander am Bildschirm angezeigte Rechenaufgaben lösen. Dabei gilt es, 20 Aufgaben zu schnell wie möglich zu bearbeiten. Diabolisches Gehirn-Jogging enthält die gleiche Aufgabe wie Diabolisches Zusatztraining.

Kawashima:

Ja, das stimmt. Denn ein gutes Kurzzeitgedächtnis erfordert beides: Geschwindigkeit und Kapazität. Das Areal des Gehirns, das für das Üben der drei Grundfertigkeiten verantwortlich ist, greift nur auf das Kurzzeitgedächtnis zurück, das die entsprechende Person bereits besitzt. Wir lernen eher, als dass wir unser Kurzzeitgedächtnis beschleunigen. Zur Verbesserung verschiedener Hirnfunktionen ist es wirkungsvoller, die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses zu erhöhen.

Iwata:

Ich verstehe.

Kawashima:

Als Experimente zur Kapazitätserweiterung des Kurzzeitgedächtnisses haben wir ein psychologisches Training mit „n-back“-Aufgaben9 und „span“-Aufgaben10 durchgeführt, die beide in Diabolisches Gehirn-Jogging vorkommen. Die Ergebnisse zeigten, dass sich verschiedene Hirnfunktionen verbessern, genauso wie beim Üben der drei Grundfertigkeiten. 9 „n-back“-Aufgaben fordern den Spieler zu Lösung der vorhergehenden – nicht der aktuell angezeigten –Aufgaben auf, die n Aufgaben zurückliegen. Dabei muss der Spieler bei „1-back“ die Lösung vorigen angezeigten Aufgabe angeben, bei „2-back“ zu vorletzten, angezeigten Aufgabe und so weiter. 10 Bei den „span“-Aufgaben muss der Spieler sich neun Symbole in einem 3 × 3-Gitter ansehen, die nach dem Zufallsprinzip einzeln aufleuchten. Die Spieler müssen versuchen, sich die Reihenfolge zu merken, in der die Symbole aufleuchten.

Iwata:

Mr. Kawashima, mir scheint, dass Sie mittlerweile viel tiefgründiger und ausführlicher auf die Frage antworten können, was beim Spielen von Gehirn-Jogging passiert.

Kawashima:

Oh, ja. Das hat sich komplett verändert. Jetzt kann ich ziemlich gut erklären, warum der „Eingang“ und der „Ausgang“ miteinander verbunden sind. Weitere Experimente sollten mein Verständnis dafür noch verbessern.